Safari zwischen Urzeit und Gegenwart

Vom Sandkrater „Roter Kamm" im Tsaukaib-Sperrgebiet bis zur Mesosaurier Fundstätte nordöstlich von Keetmanshoop haben Selbstfahrer im März 2022 in neun Tagen eine namibische Strecke der Urzeiten von zig Millionen Jahren abgefahren.
Eberhard Hofmann
Den Meteoriteneinschlag „Roter Kamm“ in der südlichen Namib datieren Geophysiker auf 3,7 Mio. Jahre. Und die versteinerten Skelettabdrücke des echsenhaften, krokodilartigen Mesosauriers (Mesosaurus tenoidens) bei Keetmanshoop sind 270 Mio. Jahre alt. Sie stammen aus der frühen Karoo-Zeit, als Afrika und Südamerika noch beieinander waren und den Gondwana-Kontinent bildeten. Mesoraurier-Abdrücke sind in Brasilien ebenso belegt.

Der generell wenig bekannte Rote Kamm diente der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft (NWG) als Namensgeber für die Selbstfahrer-Tour, für die die NWG die erforderliche behördliche Sperrgebiets-Genehmigung beschafft hatte und zwei erfahrene Reiseleiter anheuerte. Und der Küchenwagen für Frühstück und Abendbraai war ebenso auf Pad gebracht.
Vordergründig besehen ist der Süden Namibias wahrlich kein Reise- und Vergnügungsziel. Das Vorurteil ändert sich abenteuerlich und faszinierend, wenn eine Allrad-Gruppe unter Führung der NWG in der auslaufenden, guten Regenzeit 2022 gezielt kreuz und quer zwischen dem Roten Kamm und den Mesosaurier-Abdrücken in den tiefen Süden eintaucht! Auf dem kommerziellen Farmgelände und großteils bis tief in die Namib, ins Sperrgebiet hinein, stand im März 2022 auf weiten Strecken das silberne Gras lückenlos in der Saat wie ein wogendes Kornfeld, dazu der überströmende neue Neckartaldamm sowie der Nautedamm mit angegliederter Dattelpalm-Plantage – der Süden hatte in und nach der Regenzeit überraschende Sternstunden!

Selbstfahrer unter Führung

Von Windhoek aus hat die Gruppe insgesamt rund 4 000 Kilometer zurückgelegt. Über 3 000 km der Safari-Tour waren Bezirks- und Veldpads sowie streckenweise Off-Road-Routen in kaum kartiertem Gelände wie in und westlich der Koichab-Pfanne, aus deren Tiefen seit 1968 Trinkwasser nach Lüderitzbucht abgepumpt wird. Die meisten Teilnehmer der Tour haben neben dem populären Ziel des Fischfluss-Canyons und anderen vertrauten Teilstrecken Neuland erlebt und sind zum ersten Mal auf Flecken gestoßen, die vorher höchstens dem Namen nach bekannt waren. Auch für die NWG war es das erste Mal, dass eine ausgedehnte Südentour zwischen dem Sperrgebiet im Westen und dem Köcherbaumwald östlich von Keetmanshoop arrangiert wurde.

Dass die Selbstfahrer täglich ohne Irrfahrt das Planziel mit geselligem Nachtquartier erreicht haben, hatten sie den geländekundigen „Pfadfinder-Guides“ Volker Jahnke und Bernd Roemer zu verdanken, die von der NWG zur Führung angeheuert waren. Wir waren denn mal weg.